Titelbild: „Smoggy Beirut“ von rabiem22; Lizenz: (CC BY 2.0)
Schädliche Dieselgeneratoren und alte Autos: Die Luftverschmutzung in Beirut wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Lösung ist keine in Sicht.
Beirut taucht unter: Pünktlich zu Sommerbeginn ist die Hauptstadt des Libanon in einem braunen Schleier eingehüllt. Die Brühe in der Luft ist tödlich. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind die Mengen an Schadstoffpartikeln in Beiruts Luft drei Mal höher als empfohlen.
Jad Chaaban, ein Professor für Wirtschaft an der Amerikanischen Universität von Beirut (AUB) schrieb bereits Ende Mai auf Twitter: “Die Ministerien sollten so schnell wie möglich eine Kriseneinheit einrichten”.
Geschehen ist freilich nichts. Dabei sind Rauchen und Luftverschmutzung die beiden Hauptursachen für nicht-übertragbare Krankheiten im Libanon. Beiruter Ärzte meldeten dieses Jahr bereits einen Anstieg von schweren Lungeninfektionen. Offizielle Statistiken, die diese Beobachtungen stützen, gibt es freilich nicht. Die Regierung und Verwaltung des Libanon ist geradezu notorisch dysfunktional.
Fakt ist: Die häufigsten Krebsarten im Libanon sind Lungen- und Blasenkrebs. Beide können durch das Einatmen von Schadstoffen verursacht werden.
Schädliche Dieselgeneratoren
Den Hauptgrund für die Luftverschmutzung kann man in der ganzen Stadt hören. Dieselgeneratoren brummen von fast jedem Gebäude in Beirut. Die staatliche Stromversorgung ist alles andere als zuverlässig, Stromausfälle stehen an der Tagesordnung. Deshalb haben sich viele Haushalte einen Generator angeschafft.
Die Auswirkungen der Schadstoffe, die diese Generatoren ausstoßen, werden von Wissenschaftlern mit dem Konsum von zwei Zigaretten pro Tag verglichen.
Altes Gerät auf Beiruts Straßen
Damit nicht genug, fahren auf den Straßen teilweise Jahrzehnte-alte Fahrzeuge. Die Schadstoffmengen, die an manchen Straßenecken Beiruts gemessen werden, übertreffen jene von von internationalen Metropolen um ein vielfaches.
Auch im Libanon geht es noch schlimmer. Laut Umweltschutzorganisation Greenpeace ist die 100.000-Einwohner-Stadt Jounieh (جونية), rund 20 Kilometer nördlich von Beirut, die am stärksten verschmutzte Stadt des Libanon.
Der Grund für die Sonderstellung Jouniehs ist zum Teil in seinem Kraftwerk, eine der wichtigsten Stromquellen des Landes, zu finden. Das Kraftwerk ist nicht auf dem Stand der neuesten Umwelttechnik. Aus seinen Schornsteinen steigt dicker, schwarzer Rauch auf – Stickstoffoxide, die bei der Verbrennung ausgestoßen werden.
Jounieh kämpft mit Großstädten wie Kairo in Ägypten oder Bagdad im Irak um den Titel der meist verschmutzten Stadt der Welt. In der Liste der 50 Städte mit dem höchsten Anteil an Stickstoffoxiden in der Luft, sind besonders oft Metropolen im Nahen Osten zu finden.
Keine Gegenmaßnahmen
Gegenmaßnahmen sucht man vergeblich. Vorbeugende Aktionen, wie zum Beispiel den Straßenverkehr zu reduzieren, existieren nicht. Es wäre nicht der Libanon, würde man das nicht noch übertreffen. Obwohl Luftmessstationen im ganzen Land aufgestellt wurden, veröffentlicht das Umweltministerium keine Daten zur Luftverschmutzung.