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Eroberung Mossuls durch den IS: Massenhinrichtungen im Irak

Radikale Islamisten des „Islamischen Staates„(IS) exekutierten nach ihrem Eroberungszug im Irak eignen Angaben zufolge hunderte Schiiten.

Der ohnehin brutale Konflikt im Irak ist seit Juni 2014 um ein besonders blutiges Kapitel erweitert worden. Die radikal-islamische Gruppe „Islamischer Staat“ (IS), die im Juni die nordirakische Stadt Mossul eroberte, veröffentlichte zahlreiche Aufnahmen, die Kämpfer der ISIS bei Massenexekutionen von Gefangenen zeigt.

Videos zeigen wie hunderte Opfer von radikalen Islamisten des IS zusammengetrieben wurden.

Die Aufnahmen zeigen, wie hunderte Menschen auf Lastwagen zu ihrer Hinrichtung abtransportiert werden. Danach werden sie von bewaffneten Maskierten zu einer offenbar unbewohnten Gegend getrieben wo sie sich nebeneinander mit dem Gesicht zum Boden hinlegen müssen.  Ein Kämpfer der ISIS geht mit einem Maschinengewehr die Reihe entlang und erschießt einen nach dem anderen. Die Szenen wiederholen sich mehrfach und an unterschiedlichen Orten. Es sind dutzende Bilder von denen der Großteil jedoch zu brutal ist, um sie zu veröffentlichen.

Schon vor Tagen behauptete der IS, bei der Einnahme von Mossul 4500 irakische Soldaten gefangen genommen zu haben. Die 3000 Sunniten darunter sollen laut ISIS-Propaganda „begnadigt“ worden sein, 1700 Schiiten hingegen seien exekutiert worden. Mit den nun über einen offiziellen ISIS-Kanal veröffentlichten Bildern, will man offenbar den Beweis dafür antreten. Die Behauptungen der radikal-islamischen Gruppe können nicht unabhängig verifiziert werden. Ebenso der Ort der Exekution, bei dem es sich laut Jihadisten-Propaganda um die Provinz Salah ad-Din handeln soll.

Laufend Exekutionen

So brutal die Bilder auch sind, überraschend kommen sie nicht. Im Herrschaftsgebiet der ISIS in Syrien, führte sie eine besonders extrem Auslegung der islamischen Rechtssprechung – unter anderem mit öffentlichen Hinrichtungen und Amputationen – ein. Auch Videos von ISIS-Kämpfern, die ihren Opfern vor laufender Kamera den Kopf abschneiden, sind im syrischen Bürgerkrieg schon lange nichts ungewöhnliches mehr. Für radikal-islamische Sunniten sind Schiiten vom Glauben Abgefallene, die es zu bekämpfen gilt. So wie zuvor schon im Irak nach Ausbruch des Bürgerkrieges, ist der Konflikt in Syrien von der tiefen konfessionelle Spaltung der islamische Welt zwischen Schiiten und Sunniten geprägt. Auf Seite des Assad-Regimes kämpfen neben Regierungstruppen und syrischen Milizen auch Kämpfer der schiitischen Hisbollah und irakische Schiitenmilizen.

Kampf um Kontrolle

Unterdessen geht der Kampf um die Kontrolle zwischen Regierung und sunnitischen Extremisten weiter. Die irakische Regierung verzeichnet nach eigenen Angaben militärische Erfolge gegen die in Richtung Bagdad vordringenden sunnitischen Rebellen. Regierungsvertreter sagten am Samstag, es sei dem Militär gelungen, die Kämpfer der ISIS zurückzudrängen und Geländegewinne zu erzielen Ministerpräsident Nuri al-Maliki, rief am 10. Juni 2014 öffentlich dazu auf, als Antwort auf den Vormarsch der militanten Islamisten irakische Volksmilizen zu gründen. Doch schon vor dieser Ankündigung, rekrutierten vom Iran unterstützte irakische Schiitenmilizen – wie die Kataib Hisbollah oder die Asaib Ahl al-Haqq – neue Kämpfer und marschierten im benachbarten Syrien auf. Der Zulauf zu diesen Gruppen dürfte nach den jüngsten Ereignissen dramatisch steigen, sehen sich Iraks Schiiten doch nun unmittelbar von sunnitschen Extremisten bedroht. Ein Ende der Gewalt ist vorerst nicht in Sicht.

Autor: Stefan Binder.
Veröffentlicht am 15. Juni 2014.
stefan binder: Stefan Binder ist Journalist und Blogger in Wien.
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