Der „Islamische Staat“ gab die Gründung einer neuen „Provinz“ in Indien bekannt. Es ist eine von zahlreichen Neugründungen und Teil einer Kommunikationsstrategie.
Keine aufsehenerregende Videobotschaft, kein neues Magazin, sondern nur mit einer fünfzeilige Botschaft im Messaging-Dienst Telegram gab der „Islamische Staat“ (IS) am 10. Mai die Gründung seines indischen Ablegers Wilaya(t) al-Hind (ولاية الهند) bekannt. Die Nachricht war noch dazu verpackt in eine Botschaft über einen Angriff in der zwischen Indien und Pakistan umstrittenen Kashmir-Provinz.
In der Botschaft gab der IS den Angriff auf die “ungläubige indische Armee” mit mehreren Todesopfern und Verletzten bekannt. Wann dieser Angriff stattfand, wird in der Botschaft nicht verraten. Indische Medien berichteten, dass am 10. Mai ein militanter Islamist bei einem Feuergefecht in Kashmir getötet wurde.
Zurückhaltung
Dass sich der IS bei der Verkündung eines neuen Ablegers in Zurückhaltung übt, ist nicht neu. Im April verkündete die Extremistengruppe die Gründung der Wilaya(t) Wasat Ifriquiya (ولاية وسط إفريقيا), der Zentralafrikanischen IS-Provinz . Die Nachricht darüber war ebenfalls eingebettet in einer Botschaft über einen Angriff in der Demokratischen Republik Kongo. In seinem kürzlich veröffentlichten Video von IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi (siehe dazu: Die Botschaften in Abu Bakr al-Baghdadis Video), in dem er seit langem ein Lebenszeichen von sich gab, war erstmals von einer türkischen IS-Provinz die Rede.
Kommunikationsstrategie
Dass der IS indische Streitkräfte in Kashmir angreift, ist hingegen nicht neu. Bereits seit 2017 sind IS-Extremisten in Kashmir aktiv. Im März 2018 reklamierte erstmals die sogenannte Provinz Khorasan, die 2015 gegründet wurde, Attentate für sich. Bis dahin reklamierte die Gruppe vorwiegen Anschläge in Afghanistan und Pakistan für sich.
Der Zeitpunkt der Verkündung zahlreicher neuer “Provinzen” ist wohl kein Zufall. Die beiläufige Erwähnung von neu gegründeten Ablegern ist eine Kommunikationsstrategie, die der IS anwendet, seit er seit Ende 2017 seine Gebiete in Syrien und im Irak verliert. Inzwischen hat der IS keine nennenswerte Kontrolle über territoriale Gebiete in beiden Ländern mehr.