Wiederauferstehung vor der Küste von Dubai

Die künstliche Inselgruppe The World vor der Küste Dubais
Totgesagte leben länger: The World erwacht vor der Küste von Dubai erwacht wieder zum Leben – wenn auch langsam. Foto: NASA (CC BY-NC 2.0)

Totgesagte leben länger: Lange lag “The World” wie ein Mahnmal gegen den Gigantismus von Dubai brach vor der Küste des Emirates. Langsam kommt nun Leben auf die Inseln.

Es hätte nach “The Palm” das nächste große Projekt vor der Küste Dubai sein sollen. 300 künstlich aufgeschüttete Inseln, die aus der Vogelperspektive wie ein Abbild einer Weltkarte aussehen sollten. 2003 wurde das “The World” genannte Projekt vorgestellt, schon wenig später rollten die Bagger und Maschinen an und begannen hunderte Millionen Kubikmeter Sand für die künstlichen Inseln aufzuschütten. Dann kam die Finanzkrise.

Finanzkrise

Dubai, das bis dahin mit einem gigantischen Projekt nach dem anderen weltweit von sich reden machte, schlitterte in die Krise. Denn viele dieser Projekte wurden mit Krediten finanziert. Nakheel, der staatliche Immobilienentwickler, der “The World” entwickelte, steckte noch tiefer in der Krise. Nach Milliardenverlusten im Jahr 2009 stand das Unternehmen mit dem Rücken zur Wand und drohte auch die Muttergesellschaft Dubai World in den Abgrund zu reißen. Letztlich musste der ölreiche Bruder Abu Dhabi für Dubai in die Bresche springen und dem kleinen Bruder finanziell unter die Arme greifen. Dann kam die Erosion, der einige Inseln zum Opfer fielen und wieder im Meer verschwanden. “The World” schien vor dem Ende zu stehen.

Nach einem Jahrzehnt im Dornröschenschlaf scheint “The World” aber wieder zum Leben zu erwecken – wenn auch langsam. Ende vergangenen Jahres eröffnete das erste Hotel auf einer Insel, die Argentinien auf der Weltkarte darstellen soll. Die Wiederauferstehung spiegelt die aktuelle Boom-Entwicklung von Dubai wider: Dank einer erfolgreichen Pandemie-Strategie zog das Emirat wieder verstärkt reiche Touristen und Investoren aus benachbarten Ländern an. Die Fluglinie Emirates hat – anders als europäische Fluglinien und Flughäfen – frühzeitig wieder aufgestockt und wächst so stark wie schon lange nicht mehr. Zuletzt gab sogar der Ukraine-Krieg dem Emirat einen kräftigen Schub: Viele reiche Russen, die in Europa nicht mehr willkommen sind, sehen in Dubai zunehmend einen sicheren Hafen außerhalb Russlands.

Fernab vom Trubel

Ganz ohne Schatten aus der Vergangenheit kommt die Wiederauferstehung jedoch nicht aus: Eigentümer des neuen Luxus-Hotels, das 70 Strandvillen mit Blick auf die Skyline von Dubai bietet, ist Sultan Bin Sulayem. Er war Verwaltungsratschef von Nakheel, musste aber seinen Sessel nach den finanziellen Turbulenzen des Unternehmens 2010 räumen. Weg vom Fenster war er damit aber noch lange nicht, seine Familie gehört zu den angesehensten der Emirate. Außerdem gilt Bin Sulayem als Vertrauensmann des Herrschers von Dubai, Mohammed bin Rashid al-Makhtoum. 2008 hat Sulayems Unternehmen 10 Inseln, die den Kontinent Südamerika repräsentieren sollen, gekauft. Ab 2014 entwickelte er die Inseln – er hat unter anderem eine Privatresidenz auf einer der Inseln errichtet

Nicht nur der aktuelle Boom Dubais spricht für die Möglichkeit einer erfolgreichen Wiederbelegung von “The World”. Die Insel hat auch ein einzigartiges Verkaufsargument in einer an Attraktionen nicht armen Stadt: Ruhe. Die Wolkenkratzer Dubais sind zwar von den Insel aus zu sehen, dennoch ist sie weit genug vom Stress und der Dichte der Großstadt entfernt. Auch die Temperaturen sollen auf der künstlichen Insel kühler sein als in der Stadt, die gerade im Sommer von Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit geprägt ist. Diese Entrücktheit scheint auch Teil des Konzepts des neuen Luxus-Hotels zu sein. Dafür spricht auch das Unternehmen, das das Hotelmanagement übernimmt. Anantara Hotels (Teil der Minor Hotels-Gruppe) betreibt Luxusressorts in Mauritius, Mozambique und Oman. Alleine auf den Malediven betreibt man fünf Hotels – alle fernab vom Trubel der Großstädte.

Nicht das einzige Hotel

Das Hotel und die Privatresidenz des Eigentümers sind nicht das einzige Projekt auf der künstlichen Inselgruppe. Auf der Insel “The Heart of Europe” haben sich bereits mehrere Hotels angesiedelt. Auch eine Villensiedlung wurde errichtet.

Selbst Dubais Herrscher soll auf einer der Inseln eine Residenz errichtet haben. Auch das könnte für den Bestand des Projekts sprechen.

Autor: Stefan Binder
Veröffentlicht am 5.11.2022
Weiterführende Links:
Dubai & Co: Vom Schein und Sein der Emirate

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