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Die Fünf-Prozent-Revolution: Mehrwertsteuer in Saudi-Arabien und den Emiraten

Shopping, Shopping, Shopping - seit 1. Jänner 2018 wegen einer Mehrwertssteuer um 5 Prozent teurer. Im Bild: Mall of the Emirates in Dubai. Foto: Flickr/Peter Gronemann (CC BY 2.0) https://www.flickr.com/photos/39463459@N08/3679338750/

Titelbild:“Mall of the Emirates“ von Flickr/Peter Gronemann , Lizenz:(CC-BY- 2.0)

Das neue Jahr hatte eine unschöne Neuerung für Bewohner von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Staaten parat: In beiden Ländern wurde die Mehrwertsteuer eingeführt.

Steuerfrei leben – mit diesem Versprechen lockten ölreiche Staaten des Nahen Ostens immer wieder Ausländer ins eigene Land. Damit dürfte nun – dank niedriger Ölpreise und dem Versuch die eigene Wirtschaft zu diversifizieren – endgültig Schluss sein. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate haben Anfang 2018 eine 5-prozentige Mehrwertsteuer auf Nahrungsmittel, Kleidung, Elektronik, Wasser, Benzin- und Energiepreise eingeführt. Ausgenommen von der neuen Steuer bleiben Mieten, Immobilienverkäufe, Airline-Tickets, Schulgebühren sowie gewisse Medikamente. (In Österreich beträgt die Mehrwertssteuer bis zu 20%)

Was nach einem minimalen Schritt klingt, ist für viele Gastarbeiter in den beiden Ländern – speziell im Niedriglohnsektor – ein Problem. Denn auch ohne Steuern sind die Länder am Golf nicht unbedingt für ihre günstigen Lebenskosten bekannt. Speziell Nahrungsmittel und Mieten können in der Region aufs Haushaltsbudget drücken. Im Emirat Dubai saugen zum Beispiel die Kosten für Wohnen einen immer größeren Teil des Einkommens auf. Hinzu kommt, dass viele Expats einen Gutteil ihres Einkommens in ihre Herkunftsländer schicken, um dort ihre Familien zu versorgen.

„Jetzt noch (steuerfrei) zugreifen“

Es wären nicht echte Emiratis, wenn man nicht selbst aus einer Steuereinführung versucht, ein Geschäft zu machen: Shops und Fitnessstudios warben in Dubai unter anderem mit der Chance bis Ende 2017 mit „Jetzt noch (steuerfrei) zugreifen“- Angeboten. 

Die Vereinigten Arabischen Emirate erwarten sich rund 3,3 Milliarden US-Dollar an neuen jährlichen Einkünften aus der Steuer.  Saudi-Arabien erhofft durch die neuen Einkünfte, das Budgetdefizit zu reduzieren. Dabei soll auch die Reduktion der im Königreich ausuferndenden Subventionen helfen; die Benzinpreise sind deswegen bereits deutlich gestiegen.

100 Prozent auf Energy-Drinks

Schon 2017 gab es Steuererhöhungen in  beiden Länden: Im Sommer wurde eine 100-prozentige Steuer auf Tabakprodukte und Energy-Drinks eingeführt. Soft-Drinks werden inzwischen mit einer 50-prozentigen Steuer belegt.

Andere Nachbarstaaten könnten dem Beispiel Saudi-Arabiens und der Emirate folgen, haben aber ihre Pläne vorerst nach hinten verschoben. Der Grund ist offensichtlich: Viele Einwohner taten auf Twitter ihren Unmut kund. Aber es gab auch humorvolle Reaktionen:

Die Einhebung der Steuer kratzt am Image der Golfstaaten als steuerfreie Paradiese. Das war jedoch schon bisher ein Trugbild: Außer in Bahrain müssen ausländische Firmen am Golf bereits jetzt Einkommenssteuern bezahlen. Auch Zölle werden in allen Ländern – wenn auch nicht so rigide wie andernorts – eingehoben. Wahr hingegen ist: Lohnsteuern sind auch bisher noch die Ausnahme.

Für Saudi-Arabien ist es übrigens nicht der erste Versuch, eine neue Steuer einzuführen. Bereits in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden Einkommens-, Kapialertrags- und Unternehmenssteuern eingeführt. Nach kurzer Zeit wurden Einheimische davon allerdings wieder ausgenommen. Während des Ölbooms der 70er Jahre wurden auch Ausländer wieder ausgenommen.

Autor: Stefan Binder.
Veröffentlicht am 5.1.2018
Titelbild:“Mall of the Emirates“ von Flickr/Peter Gronemann , Lizenz:(CC-BY- 2.0)
Stefan Binder: Stefan Binder ist Journalist und Blogger in Wien.
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