Nachruf auf Mohammed Emwazi im Magazin „Dabiq“. Foto: Screenshot aus dem Propagandamagazin des Islamischen Staates.
„Islamischer Staat“ (IS) bestätigte, dass der britische Jihadist Mohammed Emwazi bei einem Luftangriff getötet wurde.
Ein Mann im orangen Gefängnisoverall kniet in der syrischen Wüste. Hinter ihm hebt ein schwarz gekleideter, vermummter Mann sein Messer, mit dem er seinem Opfer den Kopf abschneiden wird. Szenen aus jihadistischen Propagandavideos haben den Scharfrichter der radikalislamischen Gruppe „Islamischer Staat“ (IS) berühmt gemacht – und ihn letztlich das Leben gekostet. Der IS hat den Tod von Mohammed Emzawi – von britischen Medien als „Jihadi John“ bezeichnet – im Jänner 2016 bestätigt.
Erst im November gaben die USA bekannt, dass sie „einigermaßen sicher“ seien, dass der Extremist bei einem Luftangriff nahe der syrischen IS-Hochburg Raqqa getötet worden sei. Der Nachruf im auf Englisch veröffentlichten Jihadistenmagazin „Dabiq“ scheint das nun zu bestätigen. Das Magazin identifiziert Emwazi durch seinen Rufnamen „Abu Muharib al-Muhajir“ und behauptet, er sei am 12. November bei einem Drohnenangriff getötet worden, als er in einem Auto fuhr. Das Fahrzeug sei zerstört und Emzawi augenblicklich getötet worden.
Höflich und modisch gekleidet
Emwazi, ein britischer Staatsbürger kuwaitischer Herkunft, war ein Symbol für die stetig steigende Zahl an jungen Europäern, die sich radikalisieren und in Syrien Gruppen wie dem IS anschließen. Geboren wurde der Jihadist 1988 im ölreichen Kuwait. Als er sechs Jahre alt war, zogen seine Eltern nach Großbritannien, wo er im Westen Londons aufwuchst. Jugendfreunde beschrieben Emwazi in der „Washington Post“ als „höflich“ und „modisch gekleidet“. Sein Studium der Wirtschaftsinformatik schloss er an der Universität Westminster ab.
2009 reiste Emwazi mit zwei Freunden nach Tansania – laut seiner Darstellung, um an einer Safari teilzunehmen. Nach der Landung wurden sie aber festgenommen und nach Großbritannien abgeschoben. Bei einer Zwischenlandung in den Niederlanden wurden sie laut eigener Darstellung erneut festgenommen. Mitarbeiter des des britischen Inlandsgeheimdiensts MI5 verhörten sie demnach. Der Beamte soll ihm den Versuch vorgeworfen haben, nach Somalia zu reisen, um sich dort der radikalislamischen al-Shabaab-Miliz anzuschließen.
Job in Kuwait
Bei seiner Rückkehr nach London wandte sich Emwazi an CAGE, eine Lobbyinggruppe, die versucht, Teile der „Politik, die im Rahmen des ‚Kampfes gegen den Terror‘ entwickelt wurden“, zu bekämpfen. Die Gruppe, die von einem ehemaligen Insassen von Guantanamo Bay gegründet wurde, setzt sich unter anderem für mutmaßlich Terrorverdächtige ein, die ohne Anklage festgehalten werden.
Laut der Darstellung von CAGE begann 2009 auch die Belästigung Emwazis durch den britischen Geheimdienst, die ihn letztlich radikalisiert habe. Laut britischem Geheimdienst war Emwazi hingegen bereits 2009 radikalisiert. Fakt ist, dass die beiden Freunde, mit denen Emwazi nach Tansania „zur Safari“ reisen wollte, 2012 bei Luftschlägen gegen die Al-Shabaab-Miliz in Somalia ums Leben kamen.
Im September 2009 zog Emwazi nach Kuwait, wo er einen Job bei einer IT-Firma fand und sich verlobte. Die Verlobung platze allerdings. Laut CAGE warnte der britische Geheimdienst seine kuwaitischen Kollegen, die daraufhin die Familie der Verlobten besuchten und die Hochzeit platzen ließen.
Während eines Kurzbesuchs in London im April 2010 wurde Emwazi kurzzeitig von der Polizei festgenommen, Kuwait widerrief sein Visum – Emwazi verlor folglich auch seinen Job und blieb in London, bis er 2012 verschwand.
Geiseln gefoltert und getötet
Wie das Jihadistenmagazin „Dabiq“ nun behauptet, schloss er sich zunächst dem syrischen Al-Kaida-Ableger Jabhat an-Nusra an und wechselte später die Seiten, indem er sich dem mit Al-Kaida verfeindeten IS anschloss.