Al-Kaida-Veteran Abu Firas al-Suri getötet

Abu Firas al-Suri, ein Veteran der Al-Kaida, wurde getötet.

Schlag gegen einen der letzten echten Veteranen der Al-Kaida: Bin Ladens alter Wegbegleiter in Syrien getötet.

Die nüchterne Stellungnahme im Pressezentrum des Pentagon am Montag deutete nicht auf die Bedeutung des Ereignisses hin. „Das US-Militär führte am Sonntag einen Luftschlag gegen ein Treffen führender Al-Kaida-Mitglieder im Nordwesten Syriens durch, zahlreiche ‚Feinde‘ wurden getötet“, sagte Peter Cook, Pressesprecher des US-Verteidigungsministeriums. „Wir vermuten, dass der langjähriger Al-Kaida-Führer Abu Firas al-Suri bei dem Treffen anwesend war, und arbeiten daran, seinen Tod zu bestätigen.“

Wenig später bestätigte auch die Nusra-Front, der syrische Ableger der al-Kaida, den Tod des Extremisten. In einem online veröffentlichtem Statement berichten die radikalen Islamisten davon, dass Abu Firas „unter einer Gruppe unserer besten Brüder“ war, die durch einen „Luftangriff der Kreuzfahrer“ getötet wurde.

Damit wurde ein Schlussstrich unter die lange Karriere eines der erfahrensten Al-Kaida-Mitglieder und Weggefährten von Osama Bin Laden gezogen. Schon einen Tag zuvor verbreiteten Jihadisten online die Todesmeldung, Darin behaupteten sie unter anderem, der Luftschlag habe im Ort Kafr Jalis in der nordwestlichen Provinz Idlib stattgefunden.

Vermittler

Abu Firas kehrte zwischen 2012 und 2013 aus dem Jemen nach Syrien zurück. Die Rückkehr in seine Heimat Syrien diente ursprünglich nur einem Zweck: Der Jihadist sollte die Spannungen zwischen dem syrischen Al-Kaida-Ableger Al-Nusra-Front und der damals aufstrebenden Gruppe „Islamischer Staat im Irak und der Levante“ (Isis) entschärfen. Der Schlichtungsversuch scheiterte bekanntermaßen, und die später in „Islamischer Staat“ (IS) umbenannte Gruppe kämpfte fortan offen gegen die Jihadisten der Al-Nusra.

Das wurde auch in Abu Firas‘ erstem öffentlichen Auftritt in Syrien deutlich. In einem Video der Organisation beschuldigte er den „Islamischen Staat“, für die Kämpfe innerhalb der oppositionellen Gruppen verantwortlich zu sein.

Al-Kaida-Veteran

Abu Firas al-Suri war einer der wenigen, auf die die Bezeichnung „Al-Kaida-Veteran“ wirklich zutrifft. Der Jihadist, der mit bürgerlichem Namen Radwan Nammous hieß, wurde 1950 in der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus geboren. Dort wurde er, nachdem er eine Offizierskarriere anstrebte, Ende der 70er-Jahre aufgrund seiner islamistischen Einstellung aus der Armee entlassen. Er schloss sich den syrischen Muslimbrüdern in Syrien an und beteiligte sich am Kampf gegen Hafiz al-Assad.

Bin Ladens Mann in Pakistan

Laut der von Al-Nusra zur Verfügung gestellten Biografie setzte er sich 1980 nach Afghanistan ab, wo er den Jihadisten Abdullah Azzam und einen saudischen Millionärssohn namens Osama Bin Laden traf, die damals beide gegen die sowjetische Besatzung des Landes kämpften. Nachdem er zunächst Afghanen und Araber in Trainingscamps für den Jihad gegen die kommunistischen Besatzer ausbildete, wurde er Bin Ladens Mann in Pakistan. Abu Firas galt als Mittelsmann zwischen Bin Laden und der radikalislamischen Lashkar-e-Taiba in Pakistan, sorgte fortan für Training und Geld.

Nach den Anschlägen des 11. September war Abu Firas laut Angaben der Al-Nusra-Front für die Hilfe für Familien von Al-Kaida-Angehörigen zuständig. 2003 schließlich ging er in den Jemen. Dort pflegte er die Beziehung zum dortigen lokalen Al-Kaida-Ableger „Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel“ (AQAP). Zwischen 2012 und 2013 wurde er schließlich ins Bürgerkriegsland Syrien geschickt, um den Konflikt zwischen dem „Islamischen Staat“ und Al-Kaida beizulegen. Für diese Rolle prädestinierte ihn die Tatsache, dass er den Gründer der IS-Vorgängerorganisation, den berüchtigten jordanischen Jihadisten Abu Musab al-Zarqawi, persönlich kannte.

Kontakte zu anderen Islamisten

Nach dem Scheitern der Verhandlungen war Abu Firas Sprecher der Al-Nusra-Front und Mitglied im Shura-Rat, dem Führungsgremium der Al-Kaida. Darüber hinaus knüpfte er Kontakte zu anderen islamistischen Gruppierungen, allen voran zur vergleichsweise erfolgreichen Rebellengruppe Ahrar al-Sham.

Neben Abu Firas al-Suri soll bei dem Luftschlag auch Abu Humam al-Suri und rund 20 weitere Jihadisten getötet. Er war Militärchef der Al-Nusra-Front. Der Luftschlag reiht sich ein in eine ganzer Reihe nachrichtendienstlicher Erfolge gegen Jihadisten in den vergangenen Woche. Erst vergangenen Mittwoch kam Abu al-Haija, ein tunesischer Kommandant des IS, bei einem Luftschlag in Syrien ums Leben.

Autor: Stefan Binder
Veröffentlicht am 6.4.2016

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