Ein Jahr nach Khashoggi-Mord: Kronprinz bestreitet Mord-Auftrag

Ein Jahr nach der Zerstückelung des “Washington Post”-Journalisten übernimmt Kronprinz Saudi-Arabiens die Verantwortung.

Fast exakt ein Jahr nachdem der regierungskritische, saudische Journalist Jamal Khashoggi brutal ermordet wurde, übernahm diese Woche erstmals der Kronprinz der absolutistischen Monarchie, Muhammed bin Salman, öffentlich die Verantwortung für den Mord. Gleichzeitig bestritt er im Interview mit dem Sender CBS, dass er den Mord im saudischen Generalkonsulat in Istanbul in Auftrag gegeben habe. Für die saudische Regierung würden täglich drei Millionen Menschen arbeiten, sagte Salman. „Es ist unmöglich, dass sie alle täglich der politischen Führung über ihre Arbeit berichten.“

Khashoggi war Kolumnist der „Washington Post“ und lebte in den Vereinigten Staaten. Als er im Oktober 2018 Papiere für seine geplante Hochzeit abholen wollte, wurde er im saudischen Generalkonsulat in Istanbul von einem saudischen Spezialkommando getötet. Eine Untersuchung der Vereinten Nationen hatte eine direkte mögliche Verbindung zum Kronprinzen Salman hergestellt. Die saudische Regierung hat den Mord zwar zugegeben, dementiert jedoch den Vorwurf, dass das Königshaus selbst involviert gewesen sein könnte. 

“Abscheuliches Verbrechen“

Kronprinz Salman unterstrich diese Sichtweise und betonte, dass Journalisten für sein Land keine Bedrohung darstellten. Den Mord an Khashoggi bezeichnete er als “ein abscheuliches Verbrechen.”

Das saudische Konsulatsgebäude in Istanbul, in dem Khashoggi ermordet wurde, ist inzwischen übrigens verkauft worden. Im Sommer soll das vierstöckige Gebäude laut türkischen Medienberichten für ein Drittel des Marktpreises den Besitzer gewechselt haben.

Autor: Stefan Binder.
Veröffentlicht am 5.10.2019

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