Des Kalifen erster Auftritt: „Zu den Waffen, zu den Waffen, Soldaten des Islamischen Staates“

Abu Bakr al-Baghdadi

Am Wochenende ist der selbsternannte Kalif des „Islamischen Staates“, Abu Bakr al-Baghdadi, das erste Mal an die Öffentlichkeit getreten.

Über Al-Baghdadi ist bis heute wenig bekannt; und das Wenige stammt großteils von der offiziellen Biographie der radikal-islamischen Gruppe selbst. Als Kalif nennt er sich nun „Amir al-Mu’minin Abu Bakr al-Husayni al-Qurashi al-Baghdadi“ und behauptet damit direkt von der Blutlinie des Propheten Mohammed abzustammen. Mit seinem Titel „Amir al-Mu’minin“ (Anführer der Gläubigen) beansprucht er, der einzig würdige Vertreter aller Muslime zu sein. Der „Erfolg“ als Emir wird auch davon abhängen, ob sich genug islamistische Gruppierungen finden, die bereit sind ihm Loyalität schwören. Einige bedeutende islamistische Gelehrte haben sich bereits al-Bagdhadis Führungsanspruch widersetzt.

Erster Auftritt in Mossul

Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte der Kalif in der an-Nuri-Moschee-Moschee in der irakischen Stadt Mossul am Freitag. Erste Bilder seines Auftrittes wurden wenig später veröffentlicht, am Samstag folgte ein Video, das al-Baghdadi bei der Freitagspredigt und beim Gebet zeigen soll.

IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi
Abu Bakr al-Baghdadi inszeniert sich in dem veröffentlichten Video als frommer Muslim. (Foto: Screenshot)

Wie schon bei der Biographie al-Baghdadis ist auch hier nicht überprüfbar, ob es sich tatsächlich um den Anführer des „Islamischen Staates“ handelt, da alle Informationen zu seinem Auftritt ausschließlich aus jihaditischen Quellen stammen.

Seine Predigt vom Freitag war von Koranzitaten und wenig Inhalt geprägt. Doch schon zuvor – unmittelbar nach der Gründung des „Islamischen Staates“ – wendete sich al-Baghdadi Anfang Juli via Audiobotschaft an seine Anhänger:

IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadid
Baghdadi vor Anhängern in der an-Nuri-Moschee-Moschee im irakischen Mossul. (Foto: Screenshot)
Auszüge aus der Rede:
Wahrlich alles Lob gebührt Allah. Wir preisen Ihn und suchen seine Hilfe und seine Vergebung.
(…)
Bei Allah, wir werden nie Mujahedin sein, solange wir geizig mit unserem Leben und unserem Reichtum sind. Bei Allah, wir werden nie wahrhaftig sein, solange wir nicht unser Leben und Reichtum opfern, um das Wort Allahs zu erhöhen und den Sieg der Religion Allahs bringen.
(…)
Also zu den Waffen, zu den Waffen,  Soldaten des Islamischen Staates! Und kämpft, kämpft!
(…)
In der Tat sieht die Ummah des Islam gerade euren Jihad mit den Augen der Hoffnung und in der Tat habt ihr Brüder in vielen Teilen der Welt, denen die schlimmsten Arten von Folter zugefügt werden. Ihre Ehre wird verletzt, ihr Blut vergossen. Gefangene ächzen und schreien um Hilfe. Waisen und Witwen klagen über ihre Misere. Frauen, die ihre Kinder verloren haben, weinen.
(…)

Also erweckt euren Ehrgeiz, O Soldaten des Islamischen Staates! Für eure Brüder in der ganzen Welt, die auf Ihre Rettung warten, und eure Brigaden erwarten. Es reicht, wenn ihr nur auf die Szenen, die euch aus Zentralafrika und Burma und davor erreicht haben, schaut. Was vor uns verborgen wird, ist noch viel schlimmer. Also bei Gott, werden wir Rache nehmen! Bei Gott, wir werden Rache nehmen! Selbst wenn es eine Weile dauert, wir werden Rache nehmen, und jeder Schaden gegen die Umma wird mit Vielzahl gegen die Täter beantwortet werden.

Bald, mit Gottes Erlaubnis, wird ein Tag kommen, an dem der Muslim überall als Herr, mit Ehre, verehrt, mit dem Kopf hoch erhoben und seine Würde bewahrt, marschieren wird. Jeder, der es wagt, ihn zu beleidigen wird diszipliniert werden, und jede Hand, die ihm schaden will, wird abgeschnitten werden. So lasset die Welt wissen, dass wir heute in einer neuen Ära leben. (…) Die Muslime haben heute eine laute, donnernden Ansage(…). Sie haben eine Ansage, die dazu führen wird, dass die Welt die Bedeutung von Terrorismus hören und verstehen wird, und Stiefel, die den Götzen des Nationalismus mit Füßen treten wird, das Idol der Demokratie zerstören und ihre abartige Natur entblößen wird.

Also höre, Oh Umma des Islam. Hör zu und begreife. Steh auf und steige empor. Die Zeit ist gekommen, dich von den Fesseln der Schwäche zu befreien und im Angesicht der Tyrannei, gegen die tückische Herrscher – die Agenten der Kreuzfahrer und die Atheisten, und die Beschützer der Juden – zu stehen.
Oh Umma des Islam, ja die Welt von heute ist in zwei Lager und zwei Gräben geteilt worden, ohne drittes Lager: Das Lager des Islam und des Glaubens, und das Lager der Kufr (Unglaube) und Heuchelei – das Lager der Muslime und die Mudschaheddin überall, und das Lager der Juden, der Kreuzfahrer, ihrer Verbündeten, und mit ihnen der Rest der Nationen und Religionen der Kufr, die alle von Amerika und Russland geführt und von den Juden mobilisiert werden.

In der Tat wurden die Muslime nach dem Fall ihres Kalifats besiegt. Dann hörte ihr Staat auf zu existieren, so dass die Ungläubigen in der Lage waren die Muslime zu schwächen und zu demütigen, sie in jeder Region zu dominieren, ihre Reichtümer und Ressourcen zu plündern, und sie ihrer Recht zu berauben. Sie erreichten dies durch Angriffe und Besetzen ihrer Ländereien, indem sie ihre verräterischen Agenten in an die Macht brachten um die Muslime mit eiserner Faust zu regieren und  blendende und trügerischen Parolen zu verbreiten, wie: Kultur, Frieden, Koexistenz, Freiheit, Demokratie, Säkularismus, Baathismus, Nationalismus und Patriotismus, unter anderen falschen Parolen.

Jene Herrscher versuchen weiter die Muslime zu versklaven, sie von ihrer Religion mit diesen Slogans wegzuziehen. Also entweder der Muslim wendet sich von seiner Religion ab, verleugnet Gott und unterwirft sich schändlich dem menschengemachten Schirk (Polytheismus) (…) ,lebt jämmerlich und schändlich als Anhänger durch Wiederholung dieser Slogans, ohne Willen und Ehre, oder er lebt verfolgt, als Ziel und vertrieben, um am Ende getötet, eingesperrt oder furchtbar gefoltert zu werden, wegen dem Vorwurf des Terrorismus. Denn Terrorismus ist diese Slogans nicht zu Glauben und an Allah zu glauben. Terrorismus ist an Allahs Gesetz für Rechtsprechung zu verweisen.

Terrorismus ist es, Allah zu dienen, wie er es dir befohlen hat. Terrorismus ist es, Demütigung, Unterwerfung und Unterordnung [zu den Kuffar – Ungläubige] zu verweigern. Terrorismus ist für den Muslim als Muslim zu leben, ehrhaft mit Macht und Freiheit. Terrorismus ist, auf deine Rechte zu bestehen und sie nicht aufzugeben.

Aber Terrorismus beinhaltet nicht die Tötung von Muslimen in Burma und das Niederbrennen ihrer Häuser. Terrorismus beinhaltet nicht die Zerstückelung und das Ausweiden der Muslime in den Philippinen, Indonesien und Kaschmir. Terrorismus beinhaltet nicht die Tötung von Muslimen im Kaukasus und das Vertreiben aus ihrem Land. Zu Terrorismus gehören nicht die Massengräber für die Muslime in Bosnien und Herzegowina und die Schlachtung ihrer Kinder. Terrorismus beinhaltet nicht die Zerstörung der Häuser der Muslime in Palästina, die Beschlagnahme ihres Landes und die Verletzung und Schändung von ihren Heiligtümern und Familien.

Terrorismus beinhaltet nicht das Niederbrennen von Moscheen in Ägypten, die Zerstörung der Häuser der Muslime, die Vergewaltigung ihrer keuschen Frauen und die Unterdrückung der Mujahideen auf der Sinai-Halbinsel und anderswo. (…) All dies ist nicht Terrorismus.Vielmehr ist es die Freiheit, Demokratie, Frieden, Sicherheit und Toleranz! Ausreichend für uns ist Allah, und Er ist der beste Sachwalter aller Angelegenheiten.
(…)
O Muslime überall,(..). Erhebt eure Köpfe, heute – mit Allahs Gnade – habt ihr einen Staat und ein Kalifat, die eure Würde, Macht, Rechte und Führung zurückgeben wird. Es ist ein Staat, in dem die arabischen und nicht-arabischen, der weiße und schwarze Mann, der aus dem Osten und aus dem Westen alle Brüder sind. Es ist ein Kalifat, das die Kaukasier, Inder, Chinesen, Levantiner, Iraker, Jemeniten, Ägypter, Maghrebier, Amerikaner, Franzosen, Deutsche, und Australier (…) versammelt. Wenn Könige diesen Segen schmecken könnten, würden sie ihre Königreiche aufgeben und um diese Gnade kämpfen. Also alles Lob und Dank gebührt Allah.

Daher eilt zu eurem Staat, O Muslim. Ja, es ist euer Staat. Eilt, weil Syrien nicht für die Syrer ist, und der Irak nicht für die Iraker ist. Die Erde ist Gottes Erde.
(…)
Der Staat ist ein Staat für alle Muslime. Das Land ist für die Muslime, alle Muslime.
(…)
Oh Soldaten des Islamischen Staates, seid nicht überwältigt von der großen Zahl an Feinden, denn Allah ist mit euch. Ich fürchte nicht die Zahl eurer Feinde (…) Vielmehr fürchte ich um eurer eigenen Sünden. Akzeptiert einander und streitet nicht.
(…)
Ich erinnere euch den Muslimen und den Stämmen der Ahl-Sunna (die Sunniten) mit Güte zu begegnen. Bleibt wachsam, so dass sie sicher und in Ruhe sein können. Seid ihre Unterstützung. Antwortet mit Freundlichkeit, wenn Falsches tun. (…) Wahrlich, der beste Ort um euer Blut zu vergießen ist auf der Pfad muslimische Gefangene zu befreien, die hinter den Wenden der Tawaghit gefangen sind. Also bereitet eure Waffen vor und versorgt euch mit Frömmigkeit. Haltet durch mit der Rezitation des Koran mit Verständnis seiner Bedeutungen und Praxis seiner Lehre. Das ist mein Rat an euch. Wenn ihr euch an ihn hält, werdet ihr Rom erobern und die Welt besitzen, so Gott es will.

(Autor: Stefan Binder, Veröffentlicht am 7.7.2014)

Du magst vielleicht auch